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Día de Muertos – Einladung an die Toten

Die Sargforscherin Dr. Regula Tschumi befasst sich auch auf dem amerikanischen Kontinent mit den Riten und Gebräuchen rund um den Tod.

Bei dem in Mexico gefeierten «Día de los Muertos» laden die Familien ihre Verstorbenen ein, zurückzukehren, um gemeinsam zu feiern. Das Ahnenfest erstreckt sich über mehrere Tage und erreicht an den christlichen Feiertagen Allerseelen und Allerheiligen seinen Höhepunkt. In den Städten und im Norden des Landes ist der «Día de los Muertos» vor allem ein fröhliches und zum Teil auch ziemlich skuriles Volksfest, das stark vom kommerziell ausgerichteten amerikanischen Halloween-Brauch beeinflusst wird. Im Süden, unter anderem in den Bergen von Oaxaca, hat sich das Festival aber vom Halloween weitgehend unberührt in seiner ursprünglichen Bedeutung erhalten.

Der Brauch geht bis auf die präkolumbianische Zeit zurück. Die Azteken bedankten sich damit jährlich Ende Juli bei ihren Ahnen für die erfolgreich eingebrachte Maisernte. Im 16. Jahrhundert haben dann christliche Missionare das Datum des «Día de los Muertos» verschoben, um ihn im November an Allerheiligen in den christlichen Festkalender zu integrieren.

Der «Día de los Muertos» wird im Süden Mexikos überall etwas anders gefeiert. Bei den Mazateken in der Sierra de Oaxaca dauert das Fest rund sieben Tage. In dieser Zeit kehren die Ahnen zu ihren Familien zurück und bringen ihnen fürs kommende Jahr Glück, Fruchtbarkeit und eine reiche Ernte. Denn all dies ist im Glauben der Mazateken stark vom Einfluss und vom Wohlwollen der Ahnen abhängig. Deshalb ist es so wichtig, dass die Menschen die Verstorbenen nicht vergessen, und dass sie diese während den «Día de los Muertos» ganz besonders grosszügig mit Blumen, speziellen Speisen und Kerzenlicht verwöhnen.

Denn nur, wenn sowohl die Gräber auf dem Friedhof, als auch die Hausaltäre reich geschmückt sind, lassen sich die Ahnen zu den Menschen herab und schenken ihnen ihren Segen. Damit die Gäste aus dem Jenseits dann aber nicht zu lange bei den Menschen verweilen, werden sie der Tradition entsprechend in der Nacht vom Allerheiligen auf dem Friedhof bei Kerzenlicht und in Anwesenheit der Familie auch wieder verabschiedet.